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Ausflug zum Haus des Volkes in Probstzella

Freudig lebe, aufwärts strebe!

Motto im Roten Saal des Haus des Volkes

Entdecke mit uns die faszinierende Welt des Bauhauses und der Volkshäuser im Herzen von Probstzella! Am 24. Februar laden wir dich ein, mit uns das beeindruckende Haus des Volkes zu erkunden, ein architektonisches Meisterwerk von Bauhauskünstler Alfred Arndt (1898-1976). Erlebe bei unserer exklusiven Führung die Wiederbelebung dieses einzigartigen Gebäudes. Erkunde Ausstellungen zu seiner Architektur, erfahre mehr über den Visionär Franz Itting (1875-1967) und die Geschichte und Bedeutung der Volkshäuser. Außerdem haben wir die Möglichkeit im Rahmen des Besuchs im hauseigenen Restaurant zu essen.

Zwischen 1919 und 1933 entstanden zahlreiche Volkshäuser und mit dem Bauhaus auch eine neue Idee der Planung und des Bauens. Getragen wurden beide von der Vorstellung einer besseren Welt. Das Haus des Volkes in Probstzellla wurde von 1925-1927 gebaut – ab 1926 vom Bauhauskünstler Alfred Arndt, der auch für die Innenausstattung und -gestaltung verantwortlich war.

Die Volkshäuser

In einer Broschüre zur Eröffnung des Volkshauses in Bremen heißt es:

Die von der Arbeiterschaft für ihre kulturellen und ideellen Zwecke errichteten Volkshäuer sind Bauten eigener Art; sie dienen nicht wie die Burgen der Unterdrückung der Menschen, nicht wie die Kirchen der geistigen Knechtung der Gläubigen, nicht wie die Banken und Handelshäuser dem Geldverdienen und der Ausbeutung anderer. Sie dienen den Besitzlosen zur geistigen und kulturellen Hebung; sie sind eine Schmiede, in der das Rüstzeug hergerichtet wird für den täglichen Kampf um die Verbesserung der Lebenshaltung der arbeitenden Menschen. Gleichzeitig sind die Bildungsstätten der Jugend und des Alters, um sie vorzubereiten und zu festigen für den Kampf; sie sind Brutstätten einer neuen Ideenwelt. Sie dienen aber auch der Freude und Geselligkeit.

ADGB Ortsausschuss Bremen (Hrsg): Das Volkshaus in Bremen. Erbaut in den Jahren 1926-1928, S. 7.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden an vielen Orten in Europa Volkshäuser. Auch in Deutschland kaufte und baute (ganz mehrheitlich) die Arbeiter*innenbewegung Volkshäuser. In fast allen großen, aber auch vielen mittleren und kleineren Städten entstanden Räume die zur Versammlung für Gewerkschaften, Vereine und Sozialdemokratische Partei dienen sollten und häufig auch günstige und gute Übernachtungsmöglichkeiten und eine Gaststätte umfassten. Hier fanden die Gewerkschaften oder Arbeitervereine ein Büro, boten Beratung an, wurden Vorträge organisiert und Filme gezeigt. Sie sollten ein Ort für die Erholung, für Versammlungen, kulturelle und politische Vorträge, die Geselligkeit und die Vereine sein.

Auch das Haus des Volkes diente diesem Zweck und beinhaltete damals ein Kino, einen Festsaal, Vereinsräume, eine Bibliothek, eine Kegelbahn und Sauna. Außerdem schließt das Haus eine Parkanlage mit Kiosk und Bühne an. Beauftragt wurde es allerdings nicht von den Gewerkschaften oder einem Arbeiterverein, sondern von Franz Itting, einem örtlichen Industriepionier und Sozialdemokraten. Er war als der “Rote Itting” bekannt und setzte sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region rund um Saalfeld ein. Neben dem Haus des Volkes ließ er Wohnungen für die Arbeiter seines Unternehmens bauen, zahlte hohe Löhne und setzt sich dafür ein, sein privates Unternehmen in eine Genossenschaft zu verwandeln. Das Haus des Volkes sollte nach Seinem Wunsch “eine Stätte der Erholung, Ruhe und Belehrung und Körperertüchtigung” werden. Dort spielten Orchester, wurden Sonnenwendefeiern durchgeführt und die Jungsozialismus führen 1930 dort ihre “Reichsschulungswoche” durch. Das Haus des Volkes wurde zu einem “öffentlichen Ort sozialer Utopie” (Bernd Käpplinger).

Das Bauhaus

Das Haus wurde zunächst in herkömmlicher Bauart von einem örtlichen Architekten errichtet. Doch Franz Ittings Sohn studierte am Bauhaus in Dessau. Dort lernte er Alfred Arndt kennen, der den klassischen Entwurf verriss. Im Gespräch mit Arndt ließ sich Franz Itting überzeugen, dass Haus als modernen Bau des Bauhaus zu errichten und auszustatten und beauftrag den damals kurz vor dem Abschluss stehenden Alfred Arndt mit der Gestaltung.

Heute ist ist das Bauhaus bekannt für seine weißen Bauten mit Flachdach, die Stahlrohrmöbel, die an ihm wirkenden Meister*innen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Marianne Brandt oder Marcel Breuer und Direktoren wie Walter Gropius, Hannes Meyer und Mies van der Rohe. Es gilt als Wiege der Moderne in Deutschland und gleichzeitig irgendwie zeitlos.
Tatsächlich aber war das Bauhaus eine vielstimmige Suchbewegung und Kritik der Kunst, des Handwerks, der Wohnens und Alltagslebens seiner Zeit. Es war auf vielfältige Weise mit den Diskussionen der Arbeiter*innenbewegung und der Hoffnung auf eine bessere Welt verbunden. Trotzdem wurden nur wenige Volkshäuser durch Architekten des Bauhauses oder des Neuen Bauens entworfen.

Das Haus des Volkes ist also gleich in mehrerer Hinsicht besonders: es ist eines der wenigen der im Sinne des Bauhaus gestalteten Volkshäuser. Es ist zugleich kein typisches Volkshaus, weil es von einem sozialdemokratischen Unternehmer für die besitzlosen Schichten errichtet wurde.

Das Ende des Haus des Volkes

Mit der Weimarer Republik und deren Demokratie endete nicht nur die legale Existenz der Arbeiter*innenbewegung in Deutschland, deren Organisationen – wie auch die Arbeiterwohlfahrt – verboten wurden und deren Funktionäre vielfach verfolgt wurden. Auch die Volkshäuser wurden geschlossen oder von den Nationalsozialisten erst besetzt und dann in deren Besitz eingegliedert. Das Haus des Volkes wurde – weil es sich in Privatbesitz befand – nicht enteignet. Aber im Mai 1933, als die anderen Volkshäuser besetzt und übernommen wurden, fand auch in Probstzella eine Hausdurchsuchung statt und 2000 Bücher aus der Bibliothek des Hauses wurden beschlagnahmt. Es folgt ein Aufruf zum Boykott des Hauses durch die Nazis und kurze Zeit später wird Itting für einige Zeit verhaftet. Im August 1935 muss das Haus in “Hotel Itting” umbenannt werden und Ende 1936 der Schriftzug “Haus des Volkes” entfernt werden. Itting wird 1937 und 1944 jeweils für einige Monate von den Nazis in ein KZ verschlepp – erst nach Bad Sulza, dann nach Weimar in das KZ Buchenwald. Nach der Befreiung Thüringens durch die Amerikaner kann Itting das Hotel zunächst Wiedereröffnung und dort Veranstaltungen durchführen. Doch auch in der DDR wird Itting verfolgt. Er wird als “Parteischädling Itting” denunziert und über seinen “Itting-Sozialismus” gespottet. 1950 wird das Haus des Volkes in Volkseigentum enteignet – SED, Volkspolizei und Zöllner ziehen ein. Itting und seine Familie müssen in den Westen fliehen.

Nach der Wiedervereinigung steht das Haus zunächst leer. 2003 ersteigern Dieter und Antje Nagel das Objekt. Sie beginnen mit den Sanierungsarbeiten. Nach und nach wird das Objekt wieder zum leben Erweckt. 2005 eröffnet das Restaurant im blauen Saal. 2008 auch wieder das Hotel. Seit 2013 hat das Hotel auch seinen Schriftzug “Haus des Volkes” wieder.

Infos zum Ausflug

  • Die Fahrt ist offen für alle Interessierten ab 16 Jahren. Eine gemeinsame Anfahrt ist ab Erfurt möglich.
  • Wir starten gegen 09:15 Uhr in Erfurt und sind 19:30 Uhr wieder in Erfurt.
  • Der Teilnahmebeitrag beträgt 20 EUR. Enthalten sind die Anreise, ein Mittagessen vor Ort und die Führung.
  • Wenn Du mitplanen willst oder Fragen hast, melde Dich bei philipp.schweizer@awo-thueringen.de
  • Eine Anmeldung ist via MS Forms möglich hier (extern)

Datum

24 Feb 2024
Expired!

Uhrzeit

9:15 - 19:30

Labels

Bildungsveranstaltungen

Ort

Bauhaushotel Haus des Volkes
Probstzella

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